Sehr geehrte Damen und Herren,
in den vergangenen Wochen und Monaten haben sich die Mitarbeiter*innen an den Schulen rundum als sehr flexibel gezeigt. Viele Lehrkräfte schauen Brandenburg aktuell und warten auf neue dienstliche Anweisungen, die sie oft über die öffentlichen Medien erhalten. Eltern erwarten daraufhin am nächsten Tag fertige detaillierte Konzepte zu Veränderungen, die wir zeitgleich mit Ihnen erfahren. Die Schulen versuchen zu erklären und bemühen sich um kurzfristiges Handeln und Informieren.
Die seit einer Woche sich häufig ändernden Informationen zum Thema Zeugnisse drängen die Schulen nicht nur zum täglichen Umorganisieren sondern heute Abend eindeutig in die Ecke der Unfähigen, die nicht einmal Post pünktlich ausgeben können. Dies möchte ich Ihnen am Beispiel einer kleineren Grundschule mit nur etwas mehr als 200 Schülerinnen und Schülern verdeutlichen:
Anfang Januar war nicht klar, wie langen der Präsenzunterricht ausgesetzt sein wird. Die Vorbereitung der Zeugnisse lief wie jedes Jahr auf Hochtouren.
In einer Pressemitteilung vom 19. Januar wurde erstmalig erwähnt, dass die Zeugnisse eventuell per Post zu versenden sein könnten, für die 6.Klassen vor und alle anderen Klassen nach den Ferien. Daraufhin wurden vom Schulträger für die Schule vorsichtshalber Briefumschläge für die gesamte Schülerschaft bestellt, obwohl der Haushalt für das aktuelle Jahr noch nicht freigegeben ist.
Sofort gab es Anfragen von Eltern, ob Zeugnisse persönlich vor den Ferien abgeholt werden könnten. Dies wurde entsprechend der Vorgaben abgelehnt und versucht zu erklären. Über die Homepage der Schule wurden die Eltern informiert. Die Lehrkräfte wurden durch die Schulleitung noch einmal per Mail informiert.
Aus der fünften Eindämmungsverordnung vom 22.1. wurde klar, dass die Mehrzahl der Zeugnisse am 8. Februar zu versenden sind. Die Eltern wurden entsprechend informiert.
Es ist nicht zu erwarten, dass eine Schule/ein Schulträger Briefmarken in dieser hohen Anzahl vorrätig hat. Diese wurden umgehend geordert und werden demnächst geliefert.
Die Briefe für die 6. Klassen wurden organisatorisch geplant (Adressetiketten bestellen, drucken, …) Am heutigen Abend wurde klar, dass auch alle anderen Jahrgänge, falls noch nicht geschafft, morgen eingetütet werden müssen.
Dazu zählen auch die Briefe, die die Lehrkräfte für die Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern aus der Sicht des Versendens am 8. Februar entwarfen. Diese waren als Ergänzung des Zeugnisbriefes geplant. Am heutigen Abend mussten wir den Nachrichten entnehmen, dass der Brief jetzt nicht mehr passt..
Ich bin entsetzt, dass die Arbeit der Lehrkräfte in keiner Weise Beachtung findet und von einem Moment auf den anderen in den Papierkorb befördert wird. Sollte eine Schule es bereits geschafft haben, alle Briefumschläge zu befüllen, müssen diese wieder geöffnet und verändert werden. Die Kolleginnen und Kollegen haben ja morgen nach Distanzunterricht, Notbetreuung und Feedback zu den korrigierten Aufgaben reichlich Zeit, sich damit zu beschäftigen.
Es wurde zwar heute angekündigt, dass die Briefe AB dem 29.1 in die Post gehen, aber es wurden damit die Erwartungen der Eltern geweckt, dass die Zeugnisse AM 29.1 in die Post gehen.
Über größere Schulen möchte ich hier gar nicht nachdenken.
Im Namen der Kolleginnen und Kollegen möchte ich Ihnen mein Entsetzen über die Umgangsweise mit der derzeit besonders herausgeforderten Arbeit der Lehrkräfte ausdrücken.
Um den Lehrkräften des Landes Brandenburg Antworten geben zu können, möchte ich wissen, wie es zu dieser unzumutbaren Änderung kam.
Mit freundlichen Grüßen
Ines Mülhens-Hackbarth
Sprecherin des Landesrates der Lehrkräfte